14.03. - 23.03.2003
Die Hohe Tatra ist ein Teilgebirge der Tatra und liegt zu zwei Dritteln in der Slowakei und zu einem Drittel in Polen. Auf slowakisch heißt sie "Vysoké Tatry" und auf polnisch "Tatry Wysokie". Die Hohe Tatra ist zwar nicht besonders groß, ist mit ihren alpenähnlichem Panorama aber sehr schön und auf jeden Fall einen Besucht wert. Und so kam es Anfang 2003 dazu das ein paar Freunde und ich uns überlegten in die Hohe Tatra zu fahren. Die größte Stadt der Tatra das in Polen liegende Zakopane war unser erster Anlaufpunkt, von da aus wollten wir improvisieren, aber unser Abenteuer begann schon früher und zwar in Hannover.
Am 14.03. sollte es in Richtung Zakopane in der Hohe Tatra los gehen und nach dem die Bahnfahrt von Hamburg nach Hannover ereignislos vorüber ging, stiegen wir spät abends in Hannover in den Linienbus nach Polen, wo wir bemerkten das die Sprache um uns herum schlagartig von deutsch auf polnisch wechselte. Wir hatten uns ja auch nicht auf den langen Weg gemacht um die ganze Zeit von deutschsprechenden Plastiktouristen umgeben zu sein, also waren wir sehr froh das wir schon so früh dem Bekannten entfliehen konnten. Während der Busfahrt wurden zwei Filme gezeigt, da sie beide auf polnisch waren konnten wir dem Inhalt nicht sehr gut folgen, niemand von uns konnte polnisch, wir konnten aber gut erkennen das sie relativ brutal waren. An der deutsch-polnischen Grenze mussten wir zwei Stunden warten. Diese Zwangpause tat unseren Beinen, die wir endlich mal wieder strecken konnten, zwar sehr gut, brachte aber auch unseren Zeitplan etwas durcheinander, so das wir froh waren als es dann endlich weiter ging. Nachdem wir versucht hatten etwas zu schlafen konnten wir uns im Morgengrauen die ersten Eindrücke von Polen machen. Leider bestanden diese ersten Eindrücke aus einem grauen Himmel und Schneematsch. Unser Busfahrt endete dann ziemlich unerwartet in Katowice, unerwartet weil wir davon ausgegangen waren das der Bus nach Krakau durchfährt. Wir stiegen in einen Bus von dem wir annahmen das er nach Krakau fährt und zum Glück fuhr er auch dorthin. Noch voller Stolz auf unsere Glanzleistung den richtigen Bus erwischt zu habe, kamen wir in Krakau auf einen riesigen Busbahnhof, der mit unzähligen Bussen zugestellt war, an. Wir hätten Stunden damit zugebracht den richtigen Bus, der uns nach Zakopane bringen sollte, zu suchen, wenn uns nicht ein wild gestikulierender Herr geholfen hätte. Wir konnten uns zwar nur schwer mit ihm verständigen, da er nur polnisch sprach, aber er verstand das wir nach Zakopane unterwegs waren und bot uns ein Taxi an. Das Taxi sollte allerdings umgerechnet ca. 50 Euro kosten, was uns zu viel war und so brachte er uns im Laufschritt zum Geldwechsel, wir hatten keinen einzigen polnischen Zloty in der Tasche, und brachte uns zu einem Bus der nach Zakopane fuhr. Der Bus fuhr dann auch direkt nach dem wir eingestiegen waren los, was erklärte warum wir so eilig zum Geldwechsel und über den Busbahnhof gescheucht wurden waren. So saßen wir dann nach nur 5 Minuten im Krakau im richtigen Bus, der übrigens nur ca. 2 Euro pro Person gekostet hat, und waren sehr froh einen so netten Polen getroffen zu haben.
Endlich in Zakopane in der Hohen Tatra angekommen suchten wir als erstes die Touristeninformation auf. Dort erzählte man uns das auf Grund von Lawinengefahr fast alle Wege in der Hohen Tatra gesperrt waren. Nach langen hin und her fanden wir letztendlich doch noch eine Route, die wir die nächsten Tage laufen konnten und wollten. Unsere erste Nacht wollten wir in der Hütte Schronisko Murowaniec (1505m n.p.m. [nad poziomem morza = Höhe über dem Meeresspiegel]) verbringen uns so machten wir uns zügig an den Aufstieg. Die ca. 500 Höhenmeter machten mit 25-30kg schweren Rucksäcken und Schnee in dem man teilweise bis zu den Knien einsackte einige Probleme und so waren wir froh als wir die Hütte erreichten. An liebsten hätten wir die Nacht an der frischen Luft vor der Hütte verbracht, aber leider wurde uns das Biwakieren vor der Hütte verwehrt und wir mussten mit einem Zimmer vorlieb nehmen. Erschöpft von der langen Anreise und voller Vorfreude auf den nächsten Tag gingen wir sofort ins Bett.
Am nächsten Morgen begaben wir uns auf in Richtung Hotel Gorski (1198m n.p.m.) und konnten zum ersten Mal die wunderschöne Umgebung bei Licht betrachten. Da wir gerne Biwakieren wollten und nicht schon wieder in irgendeinem Zimmer schlafen wollten, hielten wir auf den Weg zum Hotel Gorski nach einen geeigneten Schlafplatz Ausschau. Von dem wolkenlosen Himmel motiviert beschlossen wir uns einfach bei einem etwas abgelegenen Waldweg für die Nacht niederzulassen und verzichteten auch darauf uns mit Planen irgendeine Art von Dach zu errichten. Nachdem wir uns die Zeit bis zum Sonnenuntergang mit kochen auf einem Benzinkocher vertrieben hatten, legten wir uns unter einem sternenklaren Himmel zum schlafen nieder. Nach dem wir kurze Zeit geschlafen hatten, schreckten wir aus unserem Schlaf auf und nach dem sich unsere Augen an die Dunkelheit um uns herum gewöhnt hatten, erkannten wir was uns aus dem Schlaf gerissen hatte. Es waren zwei Männer in Tarnanzügen und mit schwarzen Helmen auf die mit einem Schneemobil vor uns standen. Sie ließen ein Schwall polnischer Wörter auf uns nieder regnen von denen wir so gut wie nichts verstanden. Wir reimten uns aber so viel zusammen das die beiden Parkranger waren und mit den Wörtern "njet" und "Ticket" wollten sie uns wohl mitteilen das wir in der Hohen Tatra nicht einfach so irgendwo schlafen durften. Aus dem häufig gefallenen Wort "Passport" schlossen wir das sie unsere Pässe sehen wollten mit denen sie sich auch lange Zeit beschäftigten. Mit Hilfe unserer Karte zeigten sie uns den Weg zum Hotel Gorski, den wir auch gleich antraten. Wie wir jetzt wissen steht die Hohe Tatra sowohl in der Slowakei sowie auch in Polen als Nationalpark unter besonderem Schutz und zelten, auch ohne Zelt, ist nicht gerne gesehen. Und so stapften wir mitten in der Nacht zum Hotel Gorski, das wir nach einiger Zeit auch vollkommen in Dunkelheit gehüllt vorfanden. Die Eingangshalle war verschlossen, unbesetzt und unbeleuchtend, so das wir erst mal einmal ums Hotel laufen mussten um jemanden zu finden der uns weiter helfen konnte. Nach dem wir jemanden gefunden hatten und den Preis für eine Übernachtung erfuhren, wurde uns klar das unser Budget das nicht her gab und wir entschieden uns zur nächst gelegenen Hütte weiter zuwandern. Als wir nach 30 - 40 Minuten bei der Hütte ankamen, war die Verantwortliche für die Hütte zwar nicht zu sprechen, wir wurden aber von ein paar Polen, die in der Hütte Urlaub machten, sehr freundlich entfangen und uns wurde auch gleich Vodka angeboten.
Der Wille zu Biwakieren war ungebrochen, trotz Warnung vor einen Bären, der vor 30 Tagen das letzte mal mit seiner Familie bei der Hütte war, legten wir uns auf die Terrasse um zu schlafen.
Nachdem wir morgens von der Sonne geweckt wurden und warm in unseren Schlafsäcken eingepackt die herrliche Umgebung genossen hatten, beschlossen wir noch eine weitere Nacht in bzw. vor der Hütte zu belieben. Ganz in der Nähe der Hütte liegt der Berg Giewont (1895m n.p.m.), auch der schlafende Ritter genannt, er ist der bekannteste Gipfel in Polen mit einem 17 Meter hohen eisernen Gipfelkreuz. Als uns versichert wurde das der Aufstieg zum Giewont trotz Lawinengefahr möglich wäre, machten wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Gipfel zu erklimmen. Als wir nur noch wenige 100 Meter vor uns hatten, wurde der Pfad immer steiler und der Schnee unter der Sonneneinstrahlung immer matschiger. Schon bald wurde uns die ganze Sache zu rutschig und schweren Herzens beschlossen wir umzukehren. Wieder gesund, aber ein wenig enttäuscht, unten angekommen setzten wir uns vor der Hütte in den Schnee und spielten Karten bis uns die Finger so starr wurden das uns fast die Karten aus den Händen fielen. Am Abend überlegten wir wie es an den nächsten Tagen weitergehen sollte und beschlossen erst mal wieder nach Zakopane zurück zu wandern um Geld zu tauschen, unsere Zloty waren für die Hütten drauf gegangen.
Nach dem wir in Zakopane Geld getauscht hatten und wieder ein paar Zloty in der Tasche hatten, war der Tag schon fast wieder rum und wir suchten uns einen Platz außerhalb des Nationalparks Hohe Tatra zum Biwakieren. Wir fanden einen kleinen Wald vor der Grenze zum Nationalpark, von dem wir hofften das wir dort ungestört schlafen könnten. Beim Einbruch der Nacht bauten wir uns aus unseren grünen Baumarkplanen ein kleines Biwak und kochten uns etwas zu essen. Vor dem Einschlafen erzählten wir uns noch Horrorgeschichten über Wölfe und Bären, was uns aber nicht daran hinderte erschöpft und glücklich einzuschalfen.
Am nächsten morgen machten wir uns wieder auf den Weg in den Nationalpark Hohe Tatra und zum Aufstieg zur Hütte Schronisko na Chocholowskiej Polanie (1148m n.p.m). Da wir an diesem Tag sehr zeitig aufgebrochen waren, kamen wir dort sehr früh an und beschlossen noch einen kleinen Ausflug ohne Gepäck zu machen. Wir wanderten zum Berg Lucna / Lúčna (1.652 m n.p.m.), der auf der Grenze zwischen Polen und der Slowakei liegt.
Am nächsten Tag mußten wir uns, wegen der frühen Abfahrtzeit des Busses am Samstag, einen Schlafplatz in Zakopane suchen. Auf den Weg der uns aus den National Park raus führen sollte, besichtigten wir noch ein paar Höhlen. Die erste Höhle erwies sich leider als perfekter Biwakplatz, den wir aus Zeitmangel nicht nutzen konnten. Der Pfad zur zweiten Höhle sah sehr gut abgesichert aus, der Aufstieg erwies sich aber wegen starker Vereisung eher als Kletterpartie den als Wanderung. In Zakopane wollten wir Pfadfinder aufsuchen um eventuell bei ihnen zu übernachten. Nachdem wir den Informationen aus der Touristeninformation nachgegangen waren und in ein paar Häuser abgeklappert hatten, stießen wir auf ein Pfadfinder Museum. Offenbar war Zakopane der Wohnort von einem Ehepaar, das die polnische Pfadfinderbewegung gegründet hat. Der Museumswärter zeigte uns ganz stolz einen Becher der mal Baden Powell gehört hatte und zwei Lampen mit denen das Friedenslicht nach Zakopane geholt wurde. Wir erfuhren das sich die Pfadfinder aus Zakopane reihum bei sich zu Hause treffen und so blieb auch unsere weitere Suche erfolglos. Wir begaben uns auf einen Campingplatz, wo man uns auf eine Bitte nach eine Zeltplatz, mit Unglauben und Sorge begegnete. Mehrfache Warnungen vor Temperaturen um -20 Grad Celsius ließen uns kalt und wir suchten uns einen schöne Stelle, wo wir unser Biwak aufbauten. Dies erwies sich als sehr schwierig, da der Boden so gefroren war, das wir keine Heringe in den Boden bekamen. Zwischendurch bot uns der Campingwart noch einen Platz in einen großen Saal zum schlafen an, den er in der zwischen Zeit organisiert hatte, wir lehnten dankend ab.
Am frühen nächsten Morgen stellten wir fest das die Temperaturangaben nicht übertrieben waren, stark gefroren haben wir zwar nicht, aber bessere Ausrüstung währe nicht schlecht gewesen. Das Abbauen erwies sich als schwierig, eine Isomatte war so am Boden fest gefroren, das sie nur in Stücken abgekratzt werden konnte. Danach machten wir uns auf den Weg nach Krakau, wo wir uns mit Lebensmitteln eindeckten und noch mal richtig gut gegessen haben. Die Busfahrt nach hause lief sehr gut, obwohl wir unser zwei Stunden Sicherheitspolster, zum Umsteigen, an der Grenze aufgebrauchten.